PRESSEMITTEILUNG

Religionsunterricht trägt keine Verantwortung für leere Kirchen / Religionspädagogische Fachverbände widersprechen Kurienerzbischof Gänswein

In einem Interview mit der Deutschen Welle kritisierte der Kurienerzbischof Georg Gänswein am 20.3.2016 die Glaubensvermittlung in Deutschland. Dem Glauben fehle die richtige „Wurzelnahrung“ durch mutige Glaubenszeugnisse. Gänswein warnt vor einem Glauben „light“ und bemängelt dabei den Religionsunterricht. „Oft ist es so, dass nach der Schule die jungen Leute von ihrer Religion fast gar nichts wissen und wenn sie nichts wissen, dann können sie auch mit der Religion nichts anfangen, da ist es wichtig, dass man da wirklich Hand anlegt und Abhilfe schafft.“

Die Arbeitsgemeinschaft Katholische Religionspädagogik und Katechetik (AKRK) und der dkv-Fachverband für religiöse Bildung und Erziehung (Deutscher Katecheten-Verein) stimmen Gänsweins Diagnose von „leeren Kirchen“ und „Leerstellen“ in der Glaubensverkündigung und -vermittlung zu, weisen aber seinen Versuch zurück, den Religionsunterricht für diese Krise verantwortlich zu machen. Die Hinführung zur Teilnahme am kirchlichen Leben ist nicht primär Aufgabe des Religionsunterrichts, noch kann dieser kompensatorisch katechetische Funktionen übernehmen. Der Religionsunterricht nimmt im Kanon der schulischen Fächer eine geachtete Stellung ein und leistet einen wesentlichen und anerkannten Beitrag zur Allgemeinbildung von Schülerinnen und Schülern.

Die von Gänswein geforderte Abhilfe kann aus Sicht von dkv und AKRK nur als eine gemeinsame Aufgabe von Katechese und Religionsunterricht, von Kirche und Bildungseinrichtungen verstanden werden, religiöse Bildung an den Lernorten Familie, Kirche und Schule zu stärken. Denn der „konfessionelle Religionsunterricht lebt von seiner eigenen Gestalt, die es ihm erlaubt, unter den Bedingungen der Schule seine Aufgabe zu erfüllen. Gerade in dieser Ausrichtung hat er sich in den letzten Jahrzehnten gut entfaltet und behauptet. Nun dem Religionsunterricht aufzutragen, was eine reduzierte Katechese nicht leisten kann, würde nicht nur die Katechese veröden lassen, sondern auch die Anerkennung des Religionsunterrichts in Schule und Gesellschaft gefährden.“ (Erklärung des dkv „Den Religionsunterricht nicht überfordern“ 2012)

Marion Schöber
dkv-Vorsitzende
Claudia Gärtner
Vorsitzende der AKRK  

 

Die Mitteilung auf der dkv Webseite finden Sie hier.

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